Botanik mit Meerblick
Nur wenige Schritte vom Parkplatz der Samsøer Naturschule entfernt offenbart sich eine Welt der Blätter, Blumen, Stängel und Wurzeln. Viele von ihnen duften und schmecken wunderbar, und wer ein wenig in die Kulturgeschichte abtaucht, findet schöne und originelle Erzählungen zu den vorzüglichen Eigenschaften der Kräuter.
Strandsäume und Watt
Das Gebiet um Lilleør und Langør ist einzigartig – auch aus botanischer Sicht. Auf der nur einen Quadratkilometer großen Landzunge, auf der sich im Nordwesten Kågsør Hage und im Südosten Langør befindet, gibt es Strandwiesen, Sandstrand, Strandtrockenrasen, Heide, Spülsäume und Schlickwatt.
Das umliegende Gewässer hinterlässt in der Landschaft deutliche Spuren. Einige Stellen werden häufig überschwemmt, während andernorts das Meerwasser sozusagen von unten aufsteigt, während wiederum andere Bereiche so hoch liege, dass der Lebensraum ein ganz anderer ist. Der unterschiedliche Salzeinfluss führt dazu, dass die Pflanzen der Strandwiese in charakteristischen Gürteln parallel zur Küste wachsen.
Insgesamt bildet dies ein Durcheinander aus kleinen und großen Pflanzen, die eine eingehendere Bekanntschaft wert sind.
Im Schlickwatt am Kleinen Meer wachsen die robusten Sukkulenten Strandsoden und Queller. Letzterer ist auch unter der Bezeichnung Salzkraut bekannt, da die ganze Pflanze viel Salz enthält. Queller ist roh und zubereitet genießbar.
Auf der Strandwiese stößt man u. a. auf die schönen Blumen Strandastern, Strandflieder, Schuppenmieren, Scharbockskraut, Erdbeerklee und Tausendgüldenkraut sowie auf Pflanzen mit unscheinbareren Blüten wie die Boddenbinse, den Strandbeifuß und den Strandwegerich.
Der Sandstrand ganz im Osten hat gute, genießbare Pflanzen wie die Strandrauke, die Salzmiere und die Strand-Platterbse zu bieten. Hier gibt es auch die eleganten Blumen Strandkamille und Berg-Sandglöckchen sowie die Grasart Seehafer.
Etwas weiter oben in der Landschaft, am Strandtrockenrasen, wachsen die Staude Knöllchen-Steinbrech, das Gewöhnliche Ferkelkraut mit den gelben Blüten, die bekannte Strand-Grasnelke, der giftige Scharfe Mauerpfeffer und das löwenzahnähnliche Kleine Habichtskraut. Im Frühling kann man auch die kleinen und delikaten Kohllauch ernten.
An den ehemaligen Strandsäumen, an die das Wasser nie gelangt, wachsen die Arten, die kein Salzwasser mögen. Die Grasart Drahtschmiele dominiert das Gebiet; es ist aber auch Platz vorhanden für die Hundsrose, die Schwedische Mehlbeere, das Heidekraut, die Schwarze Krähenbeere und viele weitere Arten.
Den gesunden Menschenverstand mitnehmen
Wer Wildkräuter in der Natur sammelt, muss einige Verhaltensregeln beachten. Man muss wissen, ob man sich auf einem Privatgrundstück oder einer öffentlich zugänglichen Fläche befindet, man darf nur für den Eigenbedarf und begrenzte Mengen sammeln, und man muss darauf achten, ob das Gesammelte genießbar
ist. In der dänischen Natur gibt es Pflanzen, die giftig sind. Generell solltest du beim Sammeln von Pflanzen in der Natur deinen gesunden Menschenverstand mitnehmen. Es kann hilfreich sein, diesen durch ein Buch oder eine App/Webseite zu unterstützen, wo Aussehen und Eigenschaften der Kräuter ausführlich beschrieben sind.
Genau wie bei Gemüse gibt es für die Kräuter im Gebiet verschiedenen Saisonzeiten, und alle blühenden Arten ändern im Laufe der Jahreszeiten ihr Aussehen.
Einige der Pflanzen sind eher kurios als ein kulinarischer Genuss, und dann gibt es noch die, die am besten dazu geeignet sind, in Alkohol gebadet zu werden.
Ein Hoch auf die Kräuter
Um direkt zum Schnaps überzugehen, gibt es insbesondere zwei Pflanzen im Gebiet, die sich leicht in süffige Tropfen umsetzen lassen.
Strand-Beifuß
Der Strand-Beifuß wächst an mehreren Stellen im Gebiet der Förde. Er hat einen sehr kräftigen Duft und Geschmack und kann deshalb auch als Anti-Motten-Kraut (und gegen andere Insekten) verwendet werden, da diese den Geruch scheuen.
In einem Kräuterschnaps macht er sich jedoch gut. Das Wermutkraut wird im Juni-August gepflückt. Für eine Flasche Schnaps reicht ein ca. 5-10 cm langer Zweig aus. Nach ein paar Stunden hat er genug gezogen, und nach dem Filtrieren kann der Schnaps getrunken werden.
Wilder Thymian
Wilder Thymian, auch Quendel genannt, ähnelt stark dem Thymian aus dem Garten oder dem Kräutertopf. Für den Schnaps können sowohl die Blüten als auch die Blätter verwendet werden. Die Pflanze ist klein, weshalb sie während der Blütezeit im Juni-Juli am einfachsten zu finden ist. Für eine Flasche Schnaps benötigt man drei gute Zweige von jeweils ca. 15 cm Länge. Der Schnaps muss vor dem Trinken etwa zwei Wochen lang ziehen.
Ein Happen Strand
Wer kein Freund des Kräuterschnapses ist, kann einige der Kräuter pflücken, die sich gut für Salate, Mehlschwitzen oder als grünes Topping für kalte Gerichte eignen.
Im Gebiet gibt es viele interessante Pflanzen, die genießbar sind. Zum Beispiel:
Strandwegerich
Wird seit Jahrhunderten in der dänischen Küche verwendet, u. a. für Suppen mit Wegerichklößen. Es werden die langen, fleischigen Blätter verwendet, die von April-Juni geerntet werden. Die ganz jungen Blätter können auch roh oder leicht zubereitet verwendet werden, während sich die älteren Blätter vor allem für Eintopfgerichte und Suppen eignen.
Strandmelde
Diese Pflanze ist der Spinat des Strandes. Von April bis Juli kann der oberste Trieb oder die komplette Pflanze geerntet werden. Danach sollte man sich damit begnügen, die kleinsten Blätter oder die Samen zu ernten. Die Pflanze kann kurz angebraten und als Spinatersatz verwendet werden.
Strand-Dreizack
Der Strand-Dreizack lässt sich an den langen Stängeln mit Samen erkennen. Die Pflanze enthält Blausäure und muss deshalb vor dem Verzehr zubereitet werden. Sowohl die Samen als auch die Blätter schmecken nach Koriander.
- Die Samsøer Naturschule veranstaltet mehrmals pro Jahr öffentliche Touren, bei denen man mehr über die Wildpflanzen der Küste erfahren und diese auch kosten kann. Die Teilnahme ist kostenlos, und die Touren werden in VisitSamsøs Veranstaltungskalender bekannt gegeben.
- In der Touristeninformation in Tranebjerg ist das Buch „Spis vilde planter“ (dt.: Wildpflanzen essen) auf Dänisch erhältlich. Hierin erfährst du mehr über Wuchsorte, Erntezeitpunkte und Verwendung.
- Auf www.vildmad.dk gibt es auf Dänisch und Englisch nützliche Anregungen und Wissen für das Sammeln in der Samsøer Landschaft.