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Einen wohlhabenden Bauernhof auf Samsø erleben

Der Museumshof Samsø Museumsgård befindet sich heute im Großen und Ganzen im Originalzustand, wie er auch beim Bau 1917 aussah. Im Wohnhaus wird die Einrichtung ausgestellt, und die Besuchenden erhalten einen lebendigen Einblick in das Leben auf Samsø im 19. Jahrhundert.

Von Naja Kjærgård Laursen, Leiterin des Samsø Museum

Treten Sie ein in die Kachelstube, in der sich die Insulaner in den Wintermonaten aufhielten. Dort wurden schmackhafte Mahlzeiten eingenommen, es wurde gespielt, Pfeife geraucht und es wurden Handarbeiten gefertigt. Die Familie schlief in den eingebauten Alkoven eng beieinander, so dass sie in den kalten Wintermonaten nicht frieren mussten. Diese Bettnischen wurden mit viel Stroh ausgelegt und mit schweren Decken ausgestattet – und hier gab es wahrscheinlich auch viele Mäuse, Läuse und Flöhe!

Personalpflege anno 1800
Im Hauswirtschaftsraum ist der alte Schornstein mit einem Ofen dahinter und einem eingemauerten Waschkessel für die Kleidung zu sehen. Hier wurde ebenfalls das Bier gebraut, was im damaligen Dänemark eine sehr wichtige Aufgabe war. Es war meistens sicherer, Bier zu trinken als das mit Bakterien versetzte Trinkwasser, das aus Seen, Flüssen oder wenigen Metern tiefen Hofbrunnen geholt wurde. Es war eine der wichtigsten Aufgaben der Frau des Hofes, gutes Bier zu brauen. Es heißt, dass die Qualität des gebrauten Bieres ausschlaggebend dafür war, ob der Hof gute Arbeitskraft für die Feldarbeit rekrutieren konnte. Niemand hatte Lust auf die anstrengende Arbeit auf dem Feld, und wenn nicht einmal das Bier gut schmeckte, ging es oft zu einem neuen Arbeitgeber weiter.

Luxusartikel aus der großen, weiten Welt
Der Museumshof wurde nach dem Vorbild eines ehemaligen Hofes in Nordby errichtet. Größe und Beschaffenheit des Hofes lassen eindeutig darauf schließen, dass wir uns in einem gut situierten Heim befinden, in dem es Fayencekeramik, Silber und andere aus dem Ausland mitgebrachte Luxusartikel gibt. Der Wohlstand liegt darin begründet, dass es auf Samsø eine langjährige Tradition der Kleinschiff-Seefahrt gab, die mindestens bis ins Frühmittelalter zurückgereicht hatte. Auf Samsø nannten viele Hofbesitzer ein Boot ihr Eigen oder waren Mitbesitzer eines Bootes, das man für den Export von überschüssigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen nutzte. Hierzu zählten beispielsweise Erbsen, Salzaal, Hafer oder Äpfel. Diese Produkte wurden in der Regel in Dänemark, Norwegen oder Deutschland verkauft und auf dem Rückweg war das Boot mit Eisen, Holz oder Kohle beladen. Die Bauern hatten somit eine doppelte Beschäftigung, und man kann noch immer an vielen der alten Höfe auf Samsø sehen, dass dies ein lukratives Geschäft war. Die sogenannten Schifferbauern hatten ihre Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert, wurden aber ab dem 19. Jahrhundert nach und nach von kapitalkräftigeren Großkaufleuten mit mehr und größeren Booten verdrängt.

Ein Garten voller Geschichte
Hinter dem Museumshof können Sie einen Museumsgarten mit Medizinkräutern und Nutzpflanzen aus alten Zeiten erleben. Die Gärten waren ein wichtiger Teil des Landlebens, da man auf vielen Gebieten Selbstversorger war. Im die Sinne ansprechenden Museumsgarten können Sie an der Krausen Minze und der Eberraute schnuppern. Dahinter lädt eine neue Pflanzenausstellung dazu ein, sich in die Geschichte des Tabakanbaus auf Samsø sowie in Produktion und Export von grünen Erbsen durch die Schifferbauern zu vertiefen.

MUSEUMSGAARDEN

  • Der Samsø Museumsgård ist ein Dreiseit-Fachwerkhof, der nach dem Vorbild eines alten Hofs in Nordby errichtet wurde.
  • Der Hof wurde 1917 als Museum erbaut, weil eine Gruppe Insulaner bereits Ende des 19. Jahrhunderts einen Raum zum Bewahren und Vermitteln der Inselgeschichte schaffen wollte. Zu diesem Zweck bildeten sie den Samsøer Museumsverein.
  • Viele der ausgestellten Gegenstände stammen aus der privaten Sammlung des Kaufmanns Christian Frederiksen, welche der Museumsverein 1913 erwarb.
  • 1916 garantierten 116 Inselbewohner jeweils mit 200 Kronen für den Bau des Museumshofs, und das Bauvorhaben konnte beginnen.